Wenn Grace Ongesa (* 1950) morgens aufsteht, sieht sie als erstes nach ihrem Geflügel, bringt es raus und segnet es. Anschließend kümmert sich die 70-jährige Witwe um ihre Ziege, ihr Schaf und ihre zwei Kühe. Nach der Versorgung ihrer Tiere beginnt die Feldarbeit. Im Garten und auf dem Acker baut Grace Hirse, Mungbohnen, Mais, Maniok und Bananenstauden an. Während der Erntezeit oder bei sonstigen größeren Arbeitseinsätzen bekommt Grace Unterstützung von Arbeitern aus der Umgebung. Die erwirtschaftete Ernte lagert sie bei sich im Haus, denn hier wird auch der größte Teil davon verbraucht. Von ihren ursprünglich neun Kindern leben noch acht (drei Jungen und fünf Mädchen), erzählt sie. Insgesamt hat sie zwölf Enkel*innen, von denen einige mit ihr in Uhola leben. Von der Ernte bleibt meistens nichts übrig, um es auf dem Markt zu verkaufen.
Grace selbst hat 1972 nach Uhola eingeheiratet, ist allerdings nicht seitdem durchgängig in Uhola wohnhaft gewesen. Bäuerin ist sie erst seit 2009. Zuvor war sie in Kenias Hauptstadt Nairobi angestellt. Obwohl sie bereits im Jahr 2000 in Rente gegangen ist, hat sie noch neun weitere Jahre verschiedene Tätigkeiten angenommen, um die Schulbildung ihrer Nachkommen zu sichern. Anschließend begann sie mit der Landwirtschaft. Damals noch mit ihrem Mann, der jedoch 2016 verstorben ist.
Für das Bäuerinnen-Dasein im Alter hat sie sich entschieden, da sie das so von ihrer Mutter kennt. Diese Tätigkeit ist sinnvoll, da die Dorfbewohner so die Möglichkeit haben, sich selbst zu versorgen. Geld verdienen kann man mit der Landwirtschaft vor Ort nur, wenn man einen großen Bauernhof bewirtschaft. Insgesamt besitzt Grace immerhin 30.000 m² (3 ha) Land. Das Gute daran ist, dass sie kaum noch Lebensmittel zukaufen muss.